Shunkaen Museum

 

Vom 6. bis 23. Juni 2002 fand im neu eröffneten Museum für Bonsaikunst SHUNKAEN in Japan eine außergewöhnliche Ausstellung statt. Zu bewundern waren Meisterwerke der Töpferkunst und ganz besonders edlen Präsentationstischen. Die Bonsai-, Suiseki-, und Blumenkeramik waren japanischer und chinesischer Herkunft und sind teils sehr alt. Alle Stücke tragen den Stempel ihres Meisters unter dem Schalenboden. Diese Exponate sind im Besitz berühmter Tempel oder Bonsai- und Suiseki-Liebhaber. Sie werden wie Augäpfel ge- und behütet. Unter den in Japan hergestellten Schalen haben die Werke berühmter Keramikmeister, die als nationale Schätze anerkannt sind, ihre Spuren hinterlassen. Alte chinesische Importware, berührt den Betrachter in ganz besonders magischer Weise.

 

Einige Exponate aus der Ausstellung möchten wir Ihnen nahe bringen, jedoch leider nur über das Auge. Keramik lebt zum größten Teil von Berührungen! Die hier gezeigten Stücke wurden in Japan getöpfert.

 

From 6. - 23. of June in 2002 an extraordinary exhibition took place in the newly opened Shunkaen Bonsai Art Museum in Japan. Masterpieces of bonsai pottery and noble wooden stands were on display. Those ceramics for bonsai, suiseki and flower arrangements were of Japanese and Chinese origin and many of them very old. All pieces bear the chopmarks of the masters who have created them. The exhibits are owned by famous temples or bonsai- and suiseki enthusiasts and are treasured carefully. Among the Japanese pots, the works of famous master potters which have been nominated as national treasures, have left some traces. Old Chinese imported pots touch the viewer in a special magic way.

 

Some exhibits we want to bring close to you, but unfortunately only vor viewing. Ceramics should best be experienced by touching them! The pieces shown below were all made in Japan.

 

 

Bild 1 zeigt eine kleine (14,5 x 13 x 7 cm) stumpf-ovale Schale. Der obere Rand ist nach innen gezogen und oben abgeflacht. Um den Körper der Schale ist ein außerhalb der Mitte nach außen gewölbtes Band geschlungen. Als unteren Abschluss und Stand der Schale wurden Treppenfüßchen gewählt. Die Glasur ist von einer goldbronzeähnlichen Farbe. Das besondere an dieser Glasur ist die Textur. Schrumpf- oder poetischer gesagt Schlangenhautglasur ist eigentlich ein Glasurfehler, der durch sehr hohe Oberflächenspannung entsteht. Die Glasur zieht sich auf dem Werkstück zusammen. Um solch eine Glasur zu erfahren, muss sie mit den Fingern berührt und erspürt werden.

 

The first picture shows a small (14,5 x 13 x 7 cm) oval pot. The upper rim is drawn inwards and flattened at the top. The body of the pot is surrounded by a domed belt. The pot stands on stair feet. The glaze has a gold-bronze colour. The special feature of the glaze is its texture. Shrunken or, more poetically expressed, snakeskin glaze is actually a glaze flaw which occurs by a strong surface tension. The glaze contracts on the clay body. In order to experience such a glaze ist must be touched and sensed with the fingers.

 

 

Die zweite Schale fällt durch ihre außergewöhnliche Form auf. Ihr Körper ist mit einer streng flüssigen opaker, schwarzer Glasur überzogen. Schaut man ganz genau hin, so sieht man am oberen Rand der linken Bauchung einen kleinen Glasurfehler. Auch rechts und links am Schalenkörper sind kleine Glasurfehler zu sehen. Es handelt sich hierbei um eine Kraterbildung, das heißt, beim Hochbrennen der Glasur können sich Gase unter der Glasur bilden, die dann wie Luftblasen durch die Glasur nach außen treten. Passiert dies kurz vor dem Ende des Brandes, können sich diese kleinen Krater nicht wieder schließen und sie bleiben im Werkstück verewigt. Dieser Glasurfehler wird von einigen Schalenliebhabern besonders geschätzt.

 

The second pot attracts attention with its extraordinary shape. The body of the pot is covered with a liquid opaque black glaze. If you look closely, you will recognise a little glaze flaw on the upper rim left of the indentation. On the pot's body, on the left and on the right, there are also little glaze flaws. Those are little craters which occur when during high temperature firing gases develop under the glaze and evaporate like air bubbles to the outside. If this happens a short time before the end of the firing process, the tiny craters cannot close again and stay on the workpiece forever. This effect is especially appreciated by some bonsai pot enthusiasts.

 

 

Die dritte Schale besticht durch ihre Form im Zusammenspiel mit der Glasur. Der Körper der Schale ist oval und wurde fast von der Mitte aus hochgezogen, wobei der obere Rand nach innen verläuft. In fast ein Drittel des unteren Körpers sind die Schalenfüße mit einbezogenen. Die Füßchen symbolisieren den Halbmond und tragen die kleine Schale fast wie auf einem Sockel. Auch die Glasur ist außergewöhnlich, eine der drei in Japan sehr beliebten Eisenglasuren Kaki, Tessha und Temmoku. Bei der hier gezeigten Glasur handelt es sich um die Temmoku (Öltropfen) Glasur, eine wunderschöne, tiefschwarze Glasur. In der Tiefe schimmern Flecken hervor, die einen Effekt wie in Wasser getröpfeltes Öl hervorrufen.

 

The third pot wins over with its combination of shape and glaze. The body of the pot is oval and is pulled outward from the middle, while the upper rim turns inward. The feet are integrated in the lower third of the pot's wall. The feet symbolise the half moon and carry the small pot like on a pedestal. The glaze is also unusual, it is one of the three iron glazes Kaki, Tessha und Temmoku, which are popular in Japan. The glaze on this pot is the Temmoku (oil drop) glaze, a beautiful deep black glaze. There are shimmering stains in the depth with an effect like oil trickled into water.

 

 

Bei der vierten Schale handelt es sich um eine so genannte TROMMELSCHALE. Die Form ist einer Trommel nachempfunden, wobei das obere Band Nieten symbolisieren, die eine darüber gespannte Haut festhalten. Die Glasur der Schale ist reinweiß. Am oberen, inneren Rand ist gut zu sehen, dass die Schale lange in Gebrauch war. Ich schätze, dass der Wert dieser Schale im Stempel des Meisters liegt, und darüber gibt es leider keine Aussage.

 

The fourth pot is a so-called drum pot. The shape is based on that of a traditional drum with rivets holding the drum skin in place. The glaze of the pot is pure white. On the inside of the upper rim you can see that the pot has been in use for a long time. The value of the pot is probably determined by the stamp of the master potter, but unfortunately there is no information about that.

 

Text und Fotos wurden freundlicherweise von BONSAI ART zur Verfügung gestellt.

Text and photographs were kindly provided by BONSAI ART .

 

Überarbeiteter Text / text revision: Peter Krebs. 

 

English translation: Heike van Gunst