Kunstgenuss / Enjoyment of Art

 

Die chinesische Kunst gehört zu den bedeutendsten Kunsttraditionen der Welt.

Diese Kunst wird im Westen seit Jahrhunderten gesammelt und kopiert. Trotz dieser langen Zeit des Interesses haben nur wenige Menschen versucht, den wahren Inhalt dieser Kunst zu verstehen. Die chinesische Kunst wurde und wird zwar bewundert und gesammelt, jedoch ist das, was chinesische Künstler ausdrücken wollten und wollen, nur sehr schwer in unsere Sprache umzusetzen.

 

Chinese art is among the most outstanding art traditions in the world. It has been collected and reproduced for centuries in the western countries. People have been interested in Chinese art for a very long time, but few have tried to unterstand the true contents of it. Chinese works of art have been appreciated and collected, but the intentions of the Chinese artists are very difficult to translate into our language.

 

 

 

Es ist eine Art Bildsprache, die sich so nur in China entwickelt hat. Will man sie verstehen, muss man sich mit dem gesamten chinesischen Leben auseinandersetzen. Sehr schwere, ja harte Lebensbedingungen vom Tagelöhner, Bauer bis zum hohen Beamten, prägten seit Jahrhunderten deren Alltag. Die Kunst wurde hier zum Ventil. Sie brachte zum Ausdruck, daß in diesen harten Zeiten das Harmoniebedürfnis, der innere und äußere Frieden, von höchster Bedeutung war.

Es wäre sehr vermessen, dieses subtile chinesische Kunstgefühl hier mit ein paar Worten abhandeln zu wollen, dazu fehlt mir auch das Hintergrundwissen.

 

It is a kind of symbolic language that has developed specially in China. To understand it you would have to learn all about Chinese life. For centuries very hard conditions have determined the every day life of people from a day labourer or farmer to a senior official. Art thus became a way to express the great importance of harmony and peace during those hard times.

 

 

 

Trotzdem, hier der kleine Versuch, dieses Kunstgefühl zu verstehen und nachzuempfinden. Wie stark das Harmoniebedürfnis die chinesischen Künstler beflügelt haben muss, zeigt, daß selbst so banale Alltagsgegenstände wie Pflanz- oder Bonsaischalen opulent ausgemalt wurden. Häuser, Brücken und Schiffe sind eingewoben in eine üppige Frühlingsnatur. Eingebunden in das ewige „Tao“, der Mensch, seine innere und äußere Zufriedenheit

 

It would be presumptious to discuss the subtle Chinese art feeling with just a few sentences, and I also lack the background knowledge for this. Nevertheless I would like to try a small attempt at getting a feeling for this kind of art. How strong the wish for harmony must have inspired the Chinese artists becomes apparent in the opulent decoration of even trivial objects of daily use like planters or bonsai pots. Houses, bridges and boats are embedded in lush spring nature scenes. Integrated in this eternal “Tao” is the human being with its inner and outer contentment.

 

 

 

Diese kleine Schale, so konnte man auf den ersten Blick annehmen, sei eine Porzellanschale, ist sie aber nicht, sondern eine Steinzeugschale. Die Maße der kleinen Schale: Höhe 15 cm, Breite 22 cm, Tiefe 22 cm. Sie stammt wahrscheinlich aus IXING (roter IXING Ton). Da nur wenige Schalen in IXING glasiert und bemalt wurden, gehört sie gewiss zu den Raritäten.

 

This small pot might be mistaken for a porcelain pot at first sight, but it really is a stoneware pot. The size of the pot is: height 15 cm, width 22 cm, depth 22 cm (6 x 8.5 x 8.5 in). It was probably made in IXING (red IXING clay). Since only few pots were glazed and painted in IXING, this is surely a rarity.

 

 

 

In der Bonsaitradition hat sich über den chinesischen Weg ein eigenständiger japanischer Weg entwickelt. Die westliche Welt orientiert sich fast ausschließlich an japanischen Vorbildern. Auch hier ist es für uns sehr schwer, chinesische Kunst zu verstehen. Interessanterweise ist es aber in der Bonsaischalenkunst nie zu einer großen japanischen oder westlichen Form gekommen. Fast alle Schalenformen sind chinesischen Ursprungs.

 

Peter Krebs

Fotos:   Bernd Braun

Schale:  Aus der Sammlung von Paul Lesniewicz

 

In the bonsai tradition the Chinese way has lead to an independent Japanese way. The western world nearly exclusively uses the Japanese examples. It is difficult for us to understand Chinese art. It is interesting that no great Japanese or western style has developed in the art of bonsai pots. Nearly all pot shapes are of Chinese origin.

 

Peter Krebs

Photographs: Bernd Braun

Pot from the collection of Paul Lesniewicz

Translation: Heike van Gunst