Erde und Feuer-Dekorschalen

Earth and Fire – Decorated Pots

 

Gehört Keramik zur Kunst oder zum Kunsthandwerk?

Diese Frage stellt sich natürlich auch in der Bonsaikeramik. Wenn ein Keramiker versucht sich selbst in seiner Arbeit auszudrücken, glaube ich, gehört sie sehr wohl zur Kunst. Es ist dann eine künstlerische Tätigkeit, wenn die Stücke ohne Formen mit der Hand getöpfert werden.

 

Die Handtöpferei verlangt vom Künstler einerseits eine hohe Fingerfertigkeit, gute Materialkenntnisse und ein hohes ästhetisches Empfinden. Anderseits muss der Töpfer, speziell in der Schalentöpferei, sich dem Natürlichen unterordnen.
In der Gefäßkeramik hatten und haben die Töpfer seit Jahrtausenden allerhöchste persönliche Freiheiten. In der Schalentöpferei ist das etwas anders. Hier muss der Töpfer versuchen die Balance zu halten zwischen Natur (Baum) und Kunst (Schale).

 

Is ceramics an art or craftwork?

 

This question is also relevant for bonsai ceramics, of course. If a ceramist tries to express himself by his work, I think this is an art form. It is an artistic task to create the pieces by hand without molds.

 

Handmade pottery needs an artist with light-fingeredness, with profound knowledge of the material and a strong aesthetic sensitivity. On the other hand the potter, especially when he is making bonsai pots, must subordinate to nature. In container ceramics the potters had and still have utmost personal freedom. Bonsai pottery is different. The potter must try to keep a balance between nature (tree) and art (pot).

 


 

Diese Schale stammt aus der Töpferstadt  „FUSHAN“, China. Sie wurde mit für diese Stadt typischen Ornamenten verziert. Die Aufbautechnik der Schale besteht aus einzelnen Teilen (Plattentechnik). Der obere Rand steht außen und innen über, und auch die Füße der Schale wurden einzeln gefertigt und montiert. Auf allen vier Seiten der Schale sind reichhaltige Bildspiegel zu sehen. Alle Motive sind handmodelliert und zeigen ein verspieltes Blumendekor. Die handaufgetragene Glasur besteht aus vier aufeinander abgestimmten Farbtönen, Nachtblau, Flaschengrün, Beige und Braun. Die Gebrauchsspuren von ca. 120 Jahren geben der Schale die „Seele“ und lassen sie zum unnachahmlichen Solitär werden.
Größe der Schale: 46 cm x 27 cm x 14 cm.

 

This pot is from the potter city „FUSHAN“, China. It was decorated with typical Fushuan ornaments. The pot was built of single parts (slab technique). The rim overlaps on the inside and outside and the feet were created seperately and then attached to the pot. On all four sides of the pot there are rich picture frames. All motifs are molded by hand and show an elaborate flower decor. The glaze was applied by hand and consists of four harmonising colours. Night blue, bottle-green, beige and brown. Traces of use from 120 years give it a „soul“ and make it a matchless solitaire.

 

Measurements: 46 cm x 27 cm x 14 cm.

 

 



Dies ist eine ausdrucksstarke Blau-Weiß-Keramik (kein Porzellan). Ein dick, plastisch aufgearbeitetes florales Band ziert dominierend mittig den ganzen Schalenkörper. Die blaue Glasur hebt die Plastizität der handgeformten Schale noch deutlicher hervor. Von dieser Art aus „FUSHAN“, China stammenden Schale gibt es nur noch wenige Stücke. Das Alter der Schale könnte ungefähr 200 Jahre betragen.

 

This is an expressive blue-white ceramic (not porcelain). A thick plastically applied floral belt dominantly decorates the center of the pot's body. The blue glaze accentuates the plasticity of the handmade pot even more. Only a few examples of these „FUSHUAN“ pots from China still exist. This pot might be about 200 years old.

 



Auch diese Schale trägt ein üppiges Dekor. Spielende Hunde in einer symbolisch dargestellten Gartenlandschaft wurden noch zusätzlich in einem Bildrahmen eingefaßt. In den vier Ecken der achteckigen Schale wurden Glücks- und Langlebigkeits-Symbole eigearbeitet.  Zum Schluss wurde die Schale mit einem schwarzen Engoben-, Glasur-Gemisch überzogen. Nach dem Brand bekam sie ein fast metallisches Aussehen.

 

This pot also bears a luxuriant decoration. Playing dogs in a symbolic garden landscape were included in a picture frame. In the four corners of the octagonal pot there are symbols for good luck and longevity. At last the pot was painted with a black engobe-glaze mix. After firing a metallic sheen was the result.

 

 

 

 

 


 

 

Diese außergewöhnliche Schale zeigt, dass auch vor relativ kurzer Zeit (50-60 Jahre) noch Schalen mit üppigem Dekor getöpfert wurden, und die auch noch sehr gefragt waren.. Dies ist wohl eine der ausgefallensten Schalen, die ich je gesehen habe. Zuerst habe ich das Motiv nicht verstanden und war in der Annahme, dass es sich hier um das Aufbringen irgendwelcher Ton Reste handelt. Bei näherem Hinschauen aber entdeckt man, dass es sich hier um eine nachgebildete Baumscheibe handelt, und zwar um eine Kiefer. Deutlich zu sehen am äußeren linken Schalenrand, ein Kiefernzweig, der sich nach rechts ausstreckt. Die kleinen halbrunden Gebilde über dem Ast stellen Nadelbüschel dar.
Maße der Schale: 39 cm x 23 cm x 9cm

 

Nun könnte man einwenden, dass antike chinesische Bonsaischalen reich verziert, farbenfroh und oft stark folkloristisch sind. Das hängt aber damit zusammen, dass es am Anfang der Bonsaigeschichte keine zum Baum passende Keramik gab, und die ersten Pflanzschalen zweckentfremdete Kulturgefäße waren.

 

Erst vor ca. 200-300 Jahren entstanden in China Töpfereien, die sich auf Bonsaischalen spezialisierten. Sie töpferten anfangs wohl noch für den chinesischen Eigenbedarf, dann aber zunehmend für japanische Kunden.

 

Im Laufe der letzten Jahrhunderte entwickelte sich zunehmend unter chinesischem, koreanischem und japanischem Geschmacksempfinden die Schalentöpferei hin zur einfachen und schlichten Form.

 

Es ist anzunehmen, dass Schalenempfinden aus der hohen Ästhetik der Teeschale abzuleiten ist. Nicht zuletzt ist es „RIKYU“ (Pflichtlektüre für Bonsaiästhetiker, Horst Hammitsch – ZEN in der Kunst der Teezeremonie) zu verdanken, dass einfachsten und schlichtesten Formen höchster Stellenwert zugestanden wurde.

 

Importierte chinesische, nach japanischem Geschmack erstellte Schalen waren vor ca. 200 Jahren schon sehr gefragt. Dieser spezielle Geschmack ist die geistige und sinnliche Wurzel der Bonsaischalen-Töpferei bis in unsere heutige Zeit. Man könnte fast sagen, dieser Geschmack ist zeitlos geworden und wird in aller Zeit Bestand haben.

 

This extraordinary pot proves that even not very long ago (50 – 60 years ago) pots with abundant decoration were made and they were very popular. This is one of the most unusual pots I have ever seen. At first I did not understand the motif and assumed that some excess clay had been applied.

 

At a closer look you discover that it is an imitation of a tree trunk, more exactly a pine trunk. On the left side of the pot's rim there is pine twig that stretches to the right. The small semi-circular shapes represent the needle clusters.

 

Measurements of the pot: 39 cm x 23 cm x 9cm

 

You could argue that antique Chinese bonsai pots are very ornate, colourful and often very folkloristic. This is due to the fact that at the beginning of bonsai history there were no special ceramics for trees and the first planters were cultural containers meant for other purposes.

 

Only 200 – 300 years ago kilns originated in China which specialised in bonsai pots. At the beginning they worked for China's own requirements but later they increasingly produced pots for Japanese customers.

 

During the last centuries bonsai pottery developed to more or less simple and plain shapes under the influence of Chinese, Korean and Japanese taste.

 

It is assumed that the sense for bonsai pots was derived from the high aesthetics of tea bowls. Thanks to „RIKYU“ (a must-read for bonsai aestheticians, Horst Hammitsch – ZEN in the Art of Tea Ceremony) the simplest and plainest shapes were most appreciated.

 

Imported Chinese pots that were made to match Japanese taste were very sought-after already 200 years ago. This special taste is the spiritual and sensual root of bonsai pottery to this day. You can even say that this taste has become timeless and will always remain.

 

 

 

 

 

Größe der Schale: 21 cm x 21 cm x 45,5 cm

 

Eine der schönsten Drachenschalen, die ich je gesehen habe. Alles über die Drachen finden Sie auf dieser Webseite in der Rubrik „Drachenschalen“

Die Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft stehen in enger Verbindung mit den menschlichen Sinnen. Gerade in der Bonsaikunst gilt es diesen Geschmack zu erkennen und zu verfeinern. Geschmack und Gefühl verlieren sich ineinander und bringen etwas hervor, was man in unserem Fall auch BONSAI nennen könnte.

(Artikel wird bei Bedarf fortgesetzt)

Die hier vorgestellten Schalen stammen alle aus der Sammlung von Paul Lesniewicz.
Text und Fotos: Peter Krebs

 

Measurements of the pot: 21 cm x 21 cm x 45,5 cm

One of the most beautiful dragon pots I ever saw. Read all about the dragons on this website in the category „Dragon Pots“.

The elements earth, fire, water and air are closely related to the human senses. Especially in the art of bonsai it is important to recognise and refine this sort of taste. Taste and feeling merge and produce something called BONSAI in our case.

 

(Article to be continued as required)

All these pots are from the collection of Paul Lesniewicz.

Text and photographs: Peter Krebs

Translation: Heike van Gunst