Arkanum

 

Das Residenzschloss Altenburg / The residence palace Altenburg

 

 

Residenzschloss / Altenburg Palace

 

 

Luftansicht / Aerial photograph

 

ist eine Schatzkammer in Thüringen und erbfürstlicher Kultur. Die Silhouette des Altenburger Schlosses wird noch heute bestimmt von der Entwicklung der mittelalterlichen Burganlage zum Residenzschloss der Herzöge von Sachsen-Altenburg. Das Miteinander der verschiedenen Baustile lässt Geschichte und Kunstgeschichte unverwechselbar erleben. Barocken Gestaltungsprinzipien folgend sind die Räume Licht durchflutet, gestatten die Wahrnehmung weiträumigen Zimmerfluchten und werden so zur idealen Schaubühne, um historisches Mobiliar, zum Teil aus Schlossbesitz, Gemälde sowie kunsthandwerkliche erlesene Objekte in Szene zu setzen und einen interessierten Besucherkreis zu offerieren.

 

The residence palace Altenburg is a treasure chamber in Thuringia and inheritance of princely culture. The silhouette of Altenburg palace is still today dominated by the a medieval castle that evolved into the residence palace of the dukes of Sachsen-Altenburg. The combination of the different architectural styles allows us to distinctively experience history and art history. According to baroque construction principles, the rooms are flooded with light and allow the perception of spacious suites of rooms which become an ideal stage to display historical furniture, partly from the palace’s property, paintings and handcrafting objects and show them to the interested visitors.

 

 

Lindenau-Ausstellung / Lindenau Exhibition

 

Eine Facette der Schloss-Schatzkammern sind die umfangreichen Porzellanbestände des Museums. Sie bilden den Grundstock einer Dauerausstellung in drei Räumen des Museums. Die Mehrzahl der gezeigten Objekte stammen aus der Sammlung des Bernhard August von Lindau (1779-1854). Ein kunsthistorisches Kleinod ist das so genannte Sibyllenkabinett - eine barocke Raumschöpfung zur Aufbewahrung von Porzellan, Keramik und Gläsern.

 

One facet of the palace’s treasure rooms is the museum's substantial porcelain collection. It forms the basis of a permanent exhibition in three rooms of the museum. Most of the displayed objects are from the collection of Bernhard August von Lindau (1779-1854). An art-historical treasure ist the so-called Sybill’s Cabinet, a baroque room creation for keeping porcelain, ceramics and glasses.

 

 

Sibyllenkabinett / Sibyll’s Cabinet

 

Der folgende Text ist ein Auszug aus dem Buch „ Porzellan aus China und Japan“ Staatliche Kunstsammlung Kassel. Mit freundlicher Genehmigung von Frau Anja Schaluschke.

 

The following text is an extract from the book “Porzellan aus China und Japan”, Staatliche Kunstsammlung Kassel. Reproduced with kind permission by Mrs Anja Schaluschke.

 

Zur Vorbereitung einer Ausstellung 1989 unter dem Motto „ Schätze Chinas in Museen der DDR“ wurde von Herrn Herbert Bräutigam in der Altenburger Schlossbibliothek ein höchst bemerkenswertes Album entdeckt: „ Das Chinesische Bilderalbum“.

 

During the preparations of an exhibition that took place in 1989 with the motto “China’s Treasures in the Museums of the German Democratic Republic“, Mr Herbert Bräutigam discovered a highly remarkable album in the library of Altenburg palace: “The Chinesische Picture Album”.

 

Das Album, gemalt mit Tusche und deckenden Farben auf Papier (Gouache), besteht aus 23 Blatt dünnen chinesischem Papiers, die auf stärkeres Papier aufgezogen sind. Die auf ca. 30,5 x 37,5 cm zugeschnittenen Bilder sind ihrerseits als Illustrationen in ein Buch europäischer Bindung eingeklebt. Dieses Buch beschreibt laut Titelblatt „Histoire, origine et fabrication de la porcelaine en Chine.“ Es enthält „Extraits de diverses relations de Voyageurs et Missionaires, par Fois Salle, amateur.“ Es ist handschriftlich in französischer Sprache geschrieben und in das Jahr 1821 datiert. Den chinesischen Bildern gehen vier Seiten Einleitungstext voraus, der durch zusätzlich eingeklebte Illustrationen verschiedener Porzellanvasen etc. ergänzt ist. Der Autor beschreibt darin kurz die Rohmaterialien, ihr Mischungsverhältnis und ihre Verarbeitung für die verschiedenen Waren. Vor jedem Albumblatt steht auf einer separaten Seite ein mehr oder weniger ausführlicher Kommentar. Am Ende folgt eine Liste der Abbildungen.

 

(Dieses Album wurde im Verlauf der Vorbereitungen der Ausstellung „Schätze Chinas in Museen der DDR“ von Herbert Bräutigam in Altenburg entdeckt. Die Blätter 11 und 17 waren in der Ausstellung zu sehen und sind in den beiden gleichnamigen Katalogen (Ausstellung Dresden, 1989, Kat. Nr. 127, und Hildesheim, 1990, Kat. Nr. 209/10, kleine Unterschiede im Text) abgebildet.)

 

Wie der Autor Francois Salle` selbst im Titel schreibt, bezog er seine Informationen aus den Berichten der französischen Missionare und anderer Reisender in China. Viele seiner Beschreibungen sind direkt aus den Briefen D`Entrecolles übernommen. Manche der Bildkommentare sind auch bei heutigem Kenntnisstand korrekt, andere hingegen beweisen, dass selbst jemand mit detaillierter Kenntnis der Berichte D`Entrecolles noch immer nicht genug wusste, um die zum Teil unvollständigen Bildfolgen, die im 18. und frühen 19. Jahrhundert in Europa in Umlauf waren , korrekt interpretieren zu können.

 

The album, painted with water colours and opaque colours on paper (gouache), consists of 23 pages of thin Chinese paper which are applied onto thicker paper. The pictures are cut to a format of about 30,5 x 37,5 cm and are glued as illustrations into a book of european bookbinding. According to its title page, this book describes “Histoire, origine et fabrication de la porcelain en Chine”. It contains “Extraits de diverses relations de Voyageurs et Missionaires, par Fois Salle, amateur”.
It was handwritten in french language and was dated to the year of 1821. The Chinese pictures are preceded by four pages of introductory text which is enhanced with additionally attached pictures of porcelain vases etc. The author describes shortly the raw materials, their mix ratio and their processing for the different wares.
Preceding each album page there is a separate page with a more or less elaborate comment. At the end there is a list of the images.
(The pages 11 and 17 were displayed in the exhibition and are also shown in both of the catalogues with the same title: Exhibition Dresden, 1989, Kat. Nr. 127, and Hildesheim, 1990, Kat. Nr. 209/10, with little differences in text.) 
As the author, Francois Salle, wrote in the title, he received his information from the reports of french missionaries and other voyagers in China. Many of his descriptions are directly copied from the letters of D’Entrecolles. Some of his comments on the pictures are correct even with today’s knowledge, others give evidence that even someone with the detailed knowledge of D’Entrecolles’ reports did not know enough to correctly interpret the partly incomplete picture sequences which were in circulation in the 18th and early 19th century in Europe.

 

 

Das große „ARKANUM“

The Great “ARKANUM”

 

Das streng gehütete Geheimnis eines jeden Töpfereibetriebes war die Zusammensetzung der Tonmasse.

The top secret of every pottery was the mixture of the clay compound.

 

 

1. Suche nach Petuntse in den Bergen / Searching for petuntse in the mountains

 

 

2. Abbau und Abtransport der Petuntse / Digging and transport of petuntse

 

 

3. Transport des Rohstoffs auf kleinen Booten (auch Kaolin wurde auf diese Weise aus den Bergen der Umgebung nach Jingdezhen gebracht).

Shipping of the the raw material on small boats (kaolin was shipped in the same way from the near mountains to  Jingdezhen)

 

 

4. Die Stampfhämmer der Wassermühle zermahlen die Petuntse zu sehr feinem Puder.

The hammers of the watermill grind the petuntse to fine powder.

 

 

5. Das Petuntse-Pulver wird mit Wasser vermischt und kräftig umgerührt. Der sich dabei bildende Schaum (s. auch Bild 6) wird abgeschöpft und zum Ablagern in Becken mit befestigtem Rand gegeben. Aus diesen fließt das überschüssige Wasser langsam in etwas tiefer gelegene andere Becken ab.

The petuntse powder is mixed with water and vigorously stirred. The foam that forms during this process (see also image 6) is skimmed and filled into basins with a paved edge to settle. The surplus water flows off slowly to the lower basin.

 

 

6. Umfüllen der Petuntse-Wasser-Mischung. (Möglicherweise war dieses Blatt ursprünglich vor Bild 5 eingeordnet).

Transferring of the petuntse-water-mix. (Originally this page might have been placed before image 5).

 

 

7. Petuntse und Kaolin werden gemischt und zunächst zum Ablagern in eine Höhle gegeben.

Petuntse and kaolin are mixed and stored into a cave to settle.

 

 

8. Wasserbüffel zerstampfen die Mischung aus Kaolin und Petuntse zu einer homogenen Masse.

Water buffalos trample the mixture of kaolin and petuntse to a homogenous mass.

 

 

9. Zwei Arbeiter im Vordergrund bearbeiten die Porzellanmasse, aus der ein Töpfer anschließend die kleinen Schalen dreht, die im Hintergrund zum Trocknen aufgestellt werden.

Two workers in the foreground work the porcelain mass of which the potter afterwards creates small pots which are placed to dry in the background.

 

 

10. Die inzwischen angetrockneten Schalen werden weiterbearbeitet. Sie werden geglättet, und der Fußring wird ausgespart.

The dried pots are refined. They are smoothed, and the footring is spared out.

 

 

11. Während ein älterer Arbeiter die Scheibe mittels eines Riemens in Bewegung hält, gibt der jüngere Töpfer der Schale die gewünschte Form und Wandungsdicke.

While an older worker moves the potter’s wheel by the means of a strap, the younger potter gives the pot the designated shape and thickness.

 

 

12. Überarbeitung von Tellern, möglicherweise durch Eingravieren eines feinen Ritzmusters, das unter der Glasur leicht durchschimmert. Die Arbeiter vorn links im Bild glasieren die die Stücke anschließend.

Refining of plates, possibly by engraving a fine pattern that slightly shimmers though the glaze. The workers at the front on the left side subsequently apply the glaze.

 

 

13. Anfertigung der Brennkapseln aus grobem Ton.

Making of the firing capsules from coarse clay.

 

 

14. Das Porzellan wird in die Brennkapseln eingesetzt und dann in hohen Stapeln in den Ofen gebracht. Der Boden der oberen Muffel bildet jeweils den Deckel der unteren; die Porzellane selbst stehen auf einer Schicht aus Kaolinpulver oder auf kleinen Brennstützen, damit sie durch den unterschiedlichen Dehnungsfaktor von Porzellan und Kapsel keinen Schaden erleiden.

The porcelain is inserted into the firing capsules and then highly stacked into the kiln. The floor of the upper muffle is the cover of the lower one; the porcelains stand on a layer of kaolin powder or on little firing stilts so that they are not damaged by the different expansion factors of porcelain and capsules.

 

 

15. Während des Brandes öffnet ein Arbeiter mit einem Eisenhaken eine der Kapseln, um zu sehen, wie weit der Brennvorgang fortgeschritten ist.

During the firing process one worker opens one of the capsules with an iron hook in order to check the progress of firing.

 

 

16. Nach dem Abkühlen werden die Brennkapseln aus dem Ofen geholt und das Porzellan herausgenommen und geprüft. Nach dem Abwiegen, einer Kontrollmaßnahme, werden die Stücke in die Malwerkstätten gebracht.

After cooling down the firing capsules are retrieved from the kiln, the porcelain taken out and checked. After weighing which is a control procedure, the items are taken to the painting workshops.

 

 

17. Die Ankunft eines Kaufmanns in der Porzellanmanufaktur. Möglicherweise überwacht er Ausführung des von ihm bestellten Überglasurdekors.

Arrival of a tradesman in the porcelain manufactory. Perhaps he controls the completion of the on-glaze decoration he has ordered.

 

 

18. Bemalung von Tellern mit Überglasurfarben und/oder Auftrag von Golddekor.

The plates are painted with on-glaze colours and / or application of gold decoration.

 

 

19. Einbrennen der Überglasurfarben im offenen Muffelofen.

Firing of the on-glaze colours in the open muffle kiln.

 

 

20. Einbrennen der Farben im geschlossenen Brennofen. Dieser wird von oben und unten gleichzeitig befeuert, wobei das oben eingeworfene Holz zwischen die beiden Ziegelmauern fällt, aus denen der Ofen besteht, und keinesfalls mit dem Porzellan in Berührung kommt.

Firing of the colours in a closed kiln. This one is fired from above and from underneath at the same time, the wood thrown in from above falls between the kilns brick walls and does not get in contact with the porcelain.

 

 

21. Das Porzellan wird zuerst mit Binsen umwickelt und dann in hölzerne Fässer verpackt.

The porcelain is wrapped in cane stalks and then packed into wooden barrels.

 

 

22. Die Fässer werden beschriftet, während der Manufakturvorsteher das von den daneben stehenden Kaufleuten als Bezahlung erhaltene Silber abwiegt.

The barrels are labeled while the manufactory principal weighs the silver paid by the businessmen standing beside him.

 

 

23. Die Träger rasten auf dem Weg nach Kanton. Das Porzellan wurde nicht die ganze Strecke getragen, sondern nur auf dem kurzen, aber beschwerlichen Weg über den Meiling-Paß, der die beiden wichtigsten Wasserstraßen der Transportstrecke Jingdezhen – Kanton verbindet.

The carriers rest on their way to Kanton. The porcelain was not carried the whole distance but only on the short burdensome way across the Meiling mountain pass which connected the two most important waterways of the transport roadway Jingdezhen – Kanton.

 

 

Alle Fotos und Einleitungstext wurden freundlicherweise vom RESIDENZSCHLOSS ALTENBURG zur Verfügung gestellt.

All photographs and the introduction text were kindly provided by the RESIDENZSCHLOSS ALTENBURG.

 

Mein besonderen Dank an Frau Uta Künzel, Redaktion und Museumsleiterin, die es mir mit umfangreichem Informationsmaterial ermöglichte, diesen Artikel zu erstellen.

My special thanks to Mrs. Uta Künzel, editorial office and director of the museum, who provided extensive information and made it possible to write this article.

 

Translation: Heike van Gunst