Neugier auf Fremdes

 

Ungewöhnliche Präsentation

 

Bei allen Unterschieden treffen sich Keramik- und Gestaltungskunst in der Kreation eines absolut einmaligen Werkes, dass wir Bonsai nennen. Die auf diesen Seiten präsentierte Arbeit wurde von einer jungen Künstlerin, Masako Esaka, geschaffen. Sie war das letzte Mal in Ausgabe 67 vertreten  und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Keramik. Das Arrangement heißt "Die Zeit vergeht" und besteht aus sieben runden Schalen. Drei sind einzelne Schalen und vier sind zu einem Halbkreis verbunden. Es handelt sich um ihre persönliche Interpretation der Bonsaikunst, in der besondere Behälter und Ständer für Schalen zur Präsentation  genutzt werden. "Ich weiß nicht, ob die Komposition der Besonderheit der Schale angemessen Rechnung trägt", entschuldigt sich Frau Esaka. "Sieht man diese Schalen, könnte man denken, dass sie besonders für schmale Koniferen in Säulenform gedacht sind. Ich meine dagegen, sie sind eher für Bäume mit einer akzentuierten Bewegung geeignet."

 

Curiosity For The Unknown

 

An unusual presentation

 

Despite all differences, the art of design and the art of ceramics come together in the creation of a unique work of art called bonsai. The works presented on these pages were created by a young artist called Masako Esaka. She's been working with ceramics for many years. This arrangement is called "Time passes" and consists of seven round pots. Three of them are single pots and four others are joined to a half circle. This is her personal interpretation of bonsai art, using special containers and stands for presentation. "I'm not sure if this composition lives up to the special character of these pots", Ms Esaka apologizes. "Looking at these pots one could think that they wre made for slender conifers in column shapes. But I'm convinced that they are better suited for trees with accentuated movements".

 

 Der auf der linken Seite in der rechteckigen Schale stehende Jasmin ist zu dicht und wirkt zu schwer.

 

In this presentation, the jasmine in the rectangular pot on the left looks too dense and heavy.

 

Die von Frau Esaka ausgesuchten Schalen. Die Höhe der Behälter beträgt ungefähr 15 cm, der Durchmesser der größten Schale beträgt 25 cm.

 

The pots selected by Ms Esaka. The height of the containers is about 15 cm, the diameter of the largest one is 25 cm.

 

Dieser Hartriegel steht dagegen mit dem Gesamtwerk in einem harmonischen Verhältnis.

 

This dogwood harmonizes better with the whole ensemble.

 

Die auf der rechten Seite stehende Aprikose hat zu dicke Äste und zu sparrige Zweige. Sie steht in keinem harmonischen Verhältnis zum Hauptbaum.

 

The apricot on the right side has too thick branches and the twigs are too divaricate. It doesn't harmonize with the main tree.

 

Das Loch im Boden der Schale ist eher klein.

 

The hole in the pot's bottom is quite small.

 

Verfügt die Schale nur über ein Loch, muss man sich etwas einfallen lassen, um den Draht zur Verankerung des Baumes zu befestigen.

 

If the pot has only one hole, one needs to be inventive with attaching wires for anchoring the tree.

 

Der Baum wird sorgsam in der Schale befestigt,...

 

The tree is carefully fixed in the pot ...

 

 ...zuvor muss aber seine Neigung geprüft werden.

 

... but before that its angle needs to be checked.

 

Mit einem kleinen Bambusstöckchen wird die Erde zwischen die Wurzeln gebracht.

 

A small bamboo stick is used to work the soil into the rootball. 

 


Vorbereitung der Komposition

 

Zu dem von Esaka für die Durchführung dieser innovativen Arbeiten ausgesuchten Material gehört eine Kamelie (Camellia) in Kaskadenform, eine Kamelie mit geneigtem Stamm, eine Aprikose (Prunus mume), ein Hartriegel (Cornus officinalis), ein Winterjasmin (Jasminum nudiflorum) und schließlich ein Bambus und ein Löwenzahn (Taraxacum). Anstatt der kleinen Tische hat sie sich für Schalenständer aus Metall in einer geschwungenen Form entschieden. Nachdem sie das Material unter Berücksichtigung der visuellen Wirkung untersucht hat, entscheidet sich Esaka für eine Kamelie mit geneigtem Stamm und einen Hartriegel. Die Äste der Aprikose sind zu kräftig und der Baum steht in keinem guten harmonischen Verhältnis zu dem Hauptbaum. Die geneigte Kamelie dagegen dagegen steht, sei es wegen ihrer Größe, sei es wegen der Gestaltung ihres Zweigwerks, zu dem Hauptbaum in einem harmonischen Verhältnis. Auch der Winterjasmin wird ausgeschlossen. Seine feine, ausdifferenzierte Verzweigung stört die Atmosphäre der Komposition, die dagegen von den einfacheren und klareren Linien des Hartriegels unterstützt wird.

 

Auf den nachfolgenden Fotos ist die Positionierung der Elemente zu sehen. Nachdem das Material, das verwendet werden soll, einmal festgelegt ist, folgt der erste Arbeitsschritt, das Umpflanzen des Hauptbaumes: eine Kamelienkaskade. Hierbei taucht das erste Problem auf: Die Schale verengt sich und es ist nur ein einziges Loch vorhanden, außerdem steht die Schale nicht stabil. Während der letzten Kokufu-ten gab es ein Seminar über Schalen, in dem die Notwendigkeit angemahnt wurde, dass die Keramikmeister auch die praktischen Aspekte  der Schalen für die Bonsai berücksichtigen sollten. Wie prächtig auch die Verbindung zwischen Pflanze und ihrer Schale sein mag, so ist der praktische Aspekt  doch von großer Bedeutung.

 

Nach Beendigung des Umpflanzens wird das Moos auf den Boden  aufgebracht. Dies ist eine wichtige Verfeinerungsarbeit, die das Gefühl von Natürlichkeit wiedergeben soll. Man kombiniert Moos verschiedener Varietäten und Färbungen, das eine leicht wellige Oberfläche erzeugt und so natürlicher erscheint. Die als Ansichtsseite ausgesuchte Seite  des Hauptbaumes der Kamelie ist interessant. Die Bäume, mit der sie kombiniert wird, unterstreichen ihre Bewegung und kompensieren sie gleichzeitig. Damit dieses dynamische Spiel gelingt, sind die richtige Position und die angemessene Höhe der Nebenelemente wichtige Faktoren. Außerdem ist der Raum zwischen dem Hauptbaum und den weiteren Elementen der Komposition  von Bedeutung. Es handelt sich allerdings um Faktoren, die nicht mit einem mathematischen Wert belegt werden können, sondern durch die Feinfühligkeit des Gestalters bestimmt werden, die dieser durch das Betrachten guter Kompositionen entwickelt hat. "Die Kunst kennt keine starren Regeln", bekräftigt Esaka.

 

Preparing the composition

 

The material that Esaka selected for this innovative composition consists of a camellia in cascade shape, a camellia with slanted trunk, an apricot (Prunus mume), a dogwood (Cornus officinalis), a winter jasmine (Jasminum nudiflorum) and finally a bamboo and a dandelion (Taraxacum). Instead of using small tables, Esaka decided to go for a curved metal stand for the pots. After analyzing the material for its visual characteristics, Esaka decides to choose the camellia with the slanted trunk and the dogwood. The apricot's branches are too strong and the tree doesn't harmonize in size with the main tree. The slanted camelia however does, either because of its size, or due to the design of the branches. The winter jasmine is excluded, too - its fine and rich twigging disturbs the atmosphere of the composition which is underlined by the simple and clear lines of the dogwood.

 

The following photographs show the positioning of the elements. After having chosen the material to be used, the next step is to replant the main tree, a camellia cascade. This poses a problem: The pot is narrower at the bottom and there is only one drainage hole; and it doesn't stand safely. During the last Kokufu-ten there was a seminar on pots where it was emphasized that ceramic artists should also honour the practical aspects of pots for bonsai. The connection between plant and pot may be beautiful, but the practical aspects are important too.

 

After finishing repotting, the soil is mossed. This is an important refinement step which should give a feeling of naturalness. Moss of different varieties and colours is combined, producing an undulating surface with a natural look. The front chosen for the main tree, the camellia, is particularly intriguing. The trees with which it is combined underline its movement and compensate it at the same time. To make this dynamic play succeed, the correct position and height of the additional elements are important factors. The space between the main tree and the other elements is important as well. These are factors cannot be determined with mathematical precision, but only by the sensibility of the designer, which is developed by observing good compositions. As Esaka stresses, "Art doesn't know any strict rules".

 

Man sollte Moos verschiedener Art und Färbung sammeln.

 

One should collect moss of different varieties and colours.

 

Das Moos wird im Wasser von der Erde befreit.

 

The moss is watered to remove all soil from it.

 

Aufbringen des Mooses auf die Oberfläche.

 

Mossing the surface.

 

Für ein natürliches Aussehen sorgen. / Creating a natural appearance.

 

Nach Beendigung der Arbeiten wird reichlich gegossen.

 

After finishing the work, the pot is watered extensively.

 

Zu dicke Moospolster abflachen. / Moss pads which are too thick are flattened.

Komposition "Die Zeit vergeht". Gestalter der Bonsai: Taiju Esaka. Hauptbaum: "Begegnung im Frühling", Höhe 85 cm.

 

Arrangeurin: Masako Esaka

 

The finished composition "Time passes". Bonsai designed by Taiju Esaka. Main tree: "Encounter in spring", height 85cm.

 

Arrangement by Masako Esaka.

 

 

 

Dieser Artikel wurde freundlicherweise von BONSAI ART zur Verfügung gestellt 

 

This article was kindly provided by BONSAI ART.

 

Translation: Stefan Ulrich